Den Radolfzellern ist der Schlegele Beck kein Unbekannter, taucht er doch seit Generationen alljährlich im Narrenvers vom Bäcker auf, der sein Hinterteil aus dem Fenster streckt und dadurch die Leute zum Nachdenken anregt, ob es sich dabei um ein Brötchen (Weckle) oder um etwas "Anderes" handelt. Und da sich diese Geschichte in der Höllstraße zugetragen haben soll, erklärt es sich auch, warum diese Narrengestalt von den Höllteufeln begleitet wird.
Wirklich wahr: Der Bäckermeister Schlegel ist keine Erfindung, er lebte tatsächlich in der Höllstraße in Radolfzell.
Der Schlegele Beck verkörpert zweierlei Dinge. Erstens ist er eine Allegorie auf das Bäckerhandwerk, was durch das "Weckle", das "Hörnle" und das "Brezele" auf der Holzlarve zum Ausdruck gebracht wird. Dass es sich dabei um eine Anspielung auf den Bäcker Schlegel handelt, wird durch das Ölgemälde auf seinem Rücken signalisiert. Dort ist nämlich unschwer das viel zitierte Fenster mit dem "Weckle" zu erkennen. Zweitens ist der Schlegele Beck aber auch die Verkörperung des klassischen Narren. Hinweise dafür sind sein rotes Gewand, das Narrenmal auf seiner Stirn, die Schellen, die Eselsohren und natürlich sein Narrenzepter (Marotte).
Schlegele Becks Zepter heißt eigentlich Marotte.
Sie zeigt auf der Vorderseite das berühmte Fenster mit dem Hinterteil. Auf der Rückseite befindet sich genau der gleiche Fensterrahmen, nur wurde hier der Inhalt des Fensters durch einen Spiegel ersetzt. Bei schnellem Wenden des Spiegels stellen ahnungslose Bürger somit fest, dass es sich im Fenster weder um ein "Weckle" noch um ein Hinterteil handelt, sondern dass sie selbst gemeint sind.
Eine Kopie des Zepters kann übrigens im Narrenmuseum in Bonndorf besichtigt werden.
Die berühmte Fenstermarotte
Der Narrenvers vom "Beck" existiert in ähnlicher Form in unterschiedlichen Narrenhochburgen der Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht. Über die eigentliche Herkunft des Verses gibt es keine gesicherten Informationen, da es keine schriftlichen Quellen gibt. Denn früher wurden Narrensprüche im Allgemeinen nur mündlich überliefert. In Radolfzell gehört der Vers vom Schlegele-Beck jedenfalls zu den beliebtesten und meist zitiertesten Narrenversen der Fastnacht: I de Höllstroß nummero sechs, do wohnt de Schlegele-Beck…